Die Photobiomodulation

Die Photobiomodulation
Neue Behandlung bei trockener Makuladegeneration

Die trockene Makuladegeneration
Viele Menschen haben ohne es zu wissen mit zunehmendem Alter eine so genannte trockene altersbedingte Makuladegeneration (AMD). Dabei kommt es zu kleinen Ablagerungen unterhalb des Pigmentepithels, die man Drusen nennt. Diese Drusen sieht der Augenarzt, wenn er die Netzhaut untersucht. Schreiten diese Prozesse über Jahre hinweg fort, sterben die darüber liegenden Fotorezeptoren ab und das Sehvermögen sinkt in diesen
Bereichen. Dies ist ein sehr langsamer Prozess, der sich über viele Jahre zieht.

Behandlungsmöglichkeiten
Die Behandlungsmöglichkeiten bei einer trockenen Form der AMD sind sehr eingeschränkt.
Es gibt bisher kein Verfahren, dass das Forschreiten der Degeneration stoppen oder bereits verloren gegangene Fotozrezeptoren wieder zurückholen kann. Empfohlen wird immer ein ausreichender UV Schutz mit Hilfe von UV-Filtern im Brillenglas und die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln, die das Fortschreiten einer so genannten geographischen Atrophie verlangsamen können.

Was ist die Photobiomodulation?
Die Photobiomodulation ist eine Behandlung, die das Fortschreiten einer trockenen Makuladegeneration in vielen Fällen verlangsamen kann.
Die ihr zugrunde liegende Technologie ist nicht neu, sie wird schon viele Jahre in anderen Bereichen der Medizin zur Anregung der Wundheilung eingesetzt. Seit 2018 ist das erste Gerät in Europa mit einem CE Zeichen für die Behandlung der Degeneration der Netzhaut zugelassen.
Mittels dem Gerät namens Valeda Light Delivery System wird Licht, das aus drei verschiedenen, spezifisch ausgewählten Wellenlängen besteht, auf die Netzhaut gelenkt. Ziel der drei verschiedenen lichtemittierenden Dioden (LEDs) ist es, die Zellfunktion und Stoffwechselaktivität zu stimulieren sowie die Zellregeneration anzuregen. Es wird so die Energieproduktion und der Stoffwechsel in den Zellen der Netzhaut selbst aktiviert.

Wie läuft die Behandlung ab?
Das Gerät selbst ist in etwa so groß wie ein kleiner PC, der Kopf wir an Kinn- und Kopfstütze angelehnt und man sieht entspannt in das Innere des Geräts. Eine vollkommen schmerzlose Behandlung dauert 5 Minuten und muss innerhalb von 3 Wochen 9mal wiederholt werden.
Dieser gesammte Zyklus kann 2 bis 3mal pro Jahr wiederholt werden.

Welche Nebenwirkungen gibt es?
Manchmal sieht der Patient direkt nach der Behandlung ein zeitlich begrenztes Flackern oder Flimmern. Andere Nebenwirkungen und Risiken sind nicht bekannt.

Wie ist die wissenschaftliche Datenlage zu der Behandlung?
Als Professor für Augenheilkunde ist mir die wissenschaftliche Evidenz zu der Behandlung besonders wichtig.

In den letzten Jahren gab es zahlreiche Berichte mit kleinen Patientengruppen, die alle eine messbare Verbesserung bei einem Großteil der Patienten feststellen konnten.

Erst 2023 wurden die Daten der wissenschaftlich einwandfrei durchgeführten Lightsite III Studie publiziert, die bis zu diesem Zeitpunkt auch die größte Patientegruppe untersuchte (Link) .

Es wurden an mehreren amerikanischen Netzhaut-Zentren 91 Augen mit der Photobiomodulation behandelt und 54 Augen mit einer Scheinbehandlung.
Die Verbesserung der Sehfähigkeit nach 24 Monaten und sechs Behandlungs-Zyklen war in der aktiv behandelten Gruppe signifikant grösser als in der Vergleichsgruppe. Fast 60 Prozent der mit Photobiomodulation behandelten Augen hatten eine Seh-Verbesserung um mehr als 5 Buchstaben auf standardisierten Lesetafeln. Patienten ohne Therapie verlieren im Schnitt in diesem Zeitraum mit dieser Schwere der AMD bis zu 5 Buchstaben.
Interessant war, dass im Beobachtungszeitraum 25 Prozent der nicht mit Photobiomodulation behandelten Betroffenen eine Spätform der trockenen AMD entwickelten. Bei den Behandelten waren es lediglich 7 Prozent. Noch deutlicher zeigte sich dieser Unterschied bei jenen Patientinnen und Patienten, die bereits am Anfang des fortgeschrittenen Stadiums waren.

Zusammengefasst gibt es aus wissenschaftlicher Sicht einen eindeutigen Hinweis, dass die Photobiomodulation bei einem Großteil der untersuchten Patientinnen und Patienten mit einer trockenen AMD einen positiven Effekt hat. Und deshalb möchte ich diese Therapie auch meinen Patientinnen und Patienten nach einer ausführlichen Untersuchung und Besprechung der Methode und der Abläufe anbieten. Um den Effekt eindeutig zu beweisen, sind aber noch Langzeitbeobachtungen mit größeren Patientengruppen erforderlich, die für die Zukunft geplant sind.
Eine Schädigung der Netzhaut durch die verwendeten Wellenlängen des Lichts, die auch im normalen Tageslicht enthalten sind, ist laut Studien und Hersteller ausgeschlossen.

Was kann die Photobiomodulation nicht?

  • Bei der trockenen AMD handelt es sich um einen fortschreitenden degenerativen Prozess der Netzhaut. Auch die Photobiomodulation kann diesen Prozess nicht stoppen.
  • Es ist zu beachten, dass es bei dieser Erkrankung enorme individuelle Unterschiede hinsichtlich der Art der Netzhautveränderungen und der Geschwindigkeit, mit der diese zunehmen, gibt. Insofern ist auch der Therapie Effekt bei allen Patientinnen und Patienten individuell unterschiedlich. Es muss daher betont werden, dass sich nicht bei allen Patienten ein messbarer oder spürbarer Erfolg der Behandlung einstellt.
  • Sollte im Sehzentrum der Großteil der Fotorezeptoren verloren gegangen sein (man spricht dann von einer geographischen Atrophie), wird diese Therapie nicht eingesetzt. Verloren gegangene Sinneszellen kann die Behandlung nicht wieder herstellen.